Geschlechterwahn -
Bevormundung von Männern und Frauen im Alltag
Nicht nur bei Bekleidung
Es ist schon interessant, bei welch banalen Dingen noch zwischen Männer- und Damenartikeln getrennt wird. Klar, es gibt neben der Bekleidung
auch noch viele andere Dinge wie z.B. Pflegeprodukte, Kosmetika usw. Diese Artikel sind angeblich auf die speziellen Bedürfnisse der unterschiedlichen Hautstrukturen
oder sonstige Unterschiede abgestimmt. Wobei ich deren ganz spezielle Trennung und Wirkung aber bezweifeln mag. Bei vielen Cremes dürfte es daher lediglich vom
Duft her Unterschiede geben.
Aber wussten Sie, dass es z.B. auch spezielle Damenrucksäcke gibt?
Rucksäcke
Weil ich einen neuen, größeren Wanderrucksack für Touren im Herbst kaufen wollte, bin ich durch die hiesigen Sportgeschäfte gezogen. Ein
'Deuter Futura AC 32' sollte es sein. Im ersten Geschäft (damals Sport-Müller in Schwenningen) kam ein Verkäufer an und fragte nach meinem Wunsch. Den Deuter
hatte er nicht da, aber einen vergleichbaren Vaude. 'Den können Sie aber nicht zum Radfahren verwenden', sagte er. Ich ganz erstaunt: 'Fahrrad'? Das hatte ich
mit keiner Silbe erwähnt und 'der Vaude ist sowieso nicht gut' kam von ihm noch hinterher. - So ganz unrecht hatte er nicht ...
Also ab zum nächsten Geschäft nach Bad Dürrheim. Dort gab es den 'AC 32' und den 'SL AC 34'. Ich probierte beide Rucksäcke auf und kam zu dem Ergebnis, dass mir
der SL besser passt und angenehmer zu tragen ist. Ein 'mutiger' Verkäufer kam an und fragte, ob er helfen kann. Ich stellte mich dumm und fragte nach den
Unterschieden. 'Da gibt es keinen, nur die Zahl (also Inhalt) und die Farbe ist anders' - aha! Weil mir der größere Rucksack zu teuer war, fing ich an zu handeln.
Sichtlich verunsichert trabte der 'Fachverkäufer' zum Chef - 'Nein, billiger geht es nicht, aber ich könnte eine Kundenkarte bekommen' - toll. Also habe ich den
Rucksack im Internet bestellt. Dort konnte ich mich dann auch über die Unterschiede schlau machen:
Der SL ist ein so genanntes Damenmodell mit etwas anderer Gurtführung und -Gestaltung. D.h. er ist für schlankere Personen mit etwas schmaleren Gurten ausgestattet.
Da ich aber sicherlich breitere Schultern als so manche Frau habe, kann ich dieses Detail absolut nicht nachvollziehen - im Gegenteil. Somit hatte ich mich mal
wieder ohne es zu wissen für ein 'Damenmodell' entschieden.
Radsattel
Ein weiteres Beispiel: Dass es Damenfahrräder gibt, ist ja klar. Aber dass es auch passende Sattel dazu gibt, ist auf den ersten Blick nicht
unbedingt ersichtlich. Diese Modelle sind breiter und kürzer als entsprechende Herrenmodelle. Da ich aber damals nicht so viel gefahren bin, waren mir die bequemeren,
breiteren Modelle lieber. In einem Fahrrad-Fachgeschäft musste ich mir anhören 'nein, den kann ich ihnen nicht verkaufen, der ist nicht für Männer geeignet' -
wie bitte?
Damals war ich leider noch beeinflussbar, was die Geschlechtertrennung angeht und hatte mich zu einem 'normalen' Sattel überreden lassen. Schön dumm von mir, denn
später habe ich ein breiteres (Damen-) Modell gekauft und bin wesentlich besser damit gefahren.
Wanderschuhe
Noch ein Beispiel: Wanderschuhe. Es macht sicherlich Sinn, Wanderschuhe mit unterschiedlicher Breite herzustellen. Evtl. gibt es auch wirklich
Gründe, unterschiedliche Fußformen in die Schuhe einzupassen. Aber dennoch muss ein 'Damenschuh' nicht unbedingt ungeeignet für einen Männerfuß sein.
So hatte ich z.B. einen Halbschuh von Lowa anprobiert. Dieser passte gleich dermaßen gut, dass ich ihn mir gekauft habe. Wochen später habe ich durch Zufall im
Internet gesehen, dass das eigentlich ein Damenmodell ist. Ich hatte noch nie einen bequemeren Schuh!
In Berchtesgaden ist mir in einem Schuhgeschäft sogar bewusst ein Damenschuh verkauft worden, weil der mir besser passte.
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